Warna [ˈvarnɐ] (gebräuchliche Transliteration Varna, bulgarisch Варна) ist eine Hafenstadt am Schwarzen Meer in Bulgarien und nach Sofia undPlowdiw die drittgrößte Stadt des Landes. Sie ist Zentrum der gleichnamigen Gemeinde und der Provinz Warna sowie Sitz der Admiralitätder bulgarischen Flotte und der Diözese von Warna und Weliki Preslaw. Die Stadt Warna ist administrativ in fünf Bezirke (Rajon) gegliedert.
Warna ist der wichtigste Verkehrsknoten für den Nordosten des Landes. Der internationale Flughafen ist nach Sofia und Burgas der drittwichtigste des Landes. Warna besitzt nach dem Hafen Burgas den zweitgrößtenHafen Bulgariens und ist gut an das bulgarische Schienen-, und Straßennetz angebunden. Die Stadt war Endstation der ersten bulgarischen Eisenbahnlinie sowie die erste Endstation des Orient-Express.
Die Stadtnähe zu mehreren Sommerkurorten verwandeln Warna in den Sommermonaten in ein belebtes Tourismuszentrum. Die Hafenstadt ist das kulturelle Zentrum Nordostbulgariens und für seine Festivals auch international bekannt. Im Archäologischen Museum der Stadt wird zudem der älteste Goldschatz der Welt aufbewahrt.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Lage
Warna liegt im Nordosten Bulgariens direkt an der hügeligen Küste des Schwarzen Meeres, die hier die Warnaer Bucht bildet. Das Stadtgebiet liegt am Fuße und an den Hängen des Franga-Plateaus (Frangensko). Direkt südlich des Stadtzentrums befindet sich der Hafen der Stadt (heute Hafen Warna Ost). Im Norden grenzt die Stadt mit mehreren Villenvierteln an den Kurort Goldstrand. Im Westen grenzt Warna unmittelbar an die Stadt Aksakowo. Südlich des Hafens, durch die Asparuchowo-Brücke mit dem Stadtzentrum verbunden, befinden sich die Stadtviertel Asparuchowo und Galata.
Die nächste Großstadt ist das ca. 120 km südlich entfernte Burgas, das man durch eine zum Großteil zweispurige Passstraße durch das Balkangebirge erreicht und zu dem die Fahrt bis zu drei Stunden mit dem Auto dauern kann. Die rumänische Hafenstadt Constanta liegt 150 km nordöstlich.
Klima
Bevölkerung
Bevölkerungsstruktur
Im Frühjahr 2011 erfolgte die bisher letzte Volkszählung, welche gleichzeitig die erste nach der Aufnahme Bulgariens in die Europäische Union war. Da sie EU-Vorgaben unterlag, gab es die Möglichkeit Fragen nach ethnischer und religiöser Zugehörigkeit sowie nach der Muttersprache nicht zu beantworten. Nur 303.594 Bürger von Warna beantworteten die Frage nach der ethnischen Zugehörigkeit, von ihnen bezeichneten sich 284.738 als Bulgaren, 10.028 als Türken, 3162 als Romaund 3378 gaben eine weitere ethnische Zugehörigkeit an.[2]
Einwohnerentwicklung
Die wechselnden Einwohnerzahlen resultieren teilweise auch aus dem jeweiligen Gebietsstand.
Die Zahlen stammen von:
- Volkszählungen (¹) oder
- Schätzungen (²)
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Das Hafen- und Werftgelände erstreckt sich mittlerweile entlang des – nördlichen – „Kleinen Kanals“ bis zum Prowadijska-See (Warna-See), der Schiffsverkehr in den See zum Hafen Warna-West erfolgt fast ausschließlich durch den – südlichen – „Großen Kanal“ (Kanal Nr. 1). Mit Hafenarealen in Dewnja, Baltschik, Lesport und Kawarna, war der Hafen Warna in der Vergangenheit der größte Seehafen des Landes, wo etwa die Hälfte des seeseitigen Güterumschlages Bulgariens abgewickelt wurde. Getreide, Molkereierzeugnisse und Vieh gehören noch heute zu den wichtigsten Exporterzeugnissen. Zum Unternehmen Hafen Warna gehören heute jedoch neben den Hafen Warna-Ost (in Warna Stadt) nur noch das Areal in Dewnja (Hafen Warna-West) und liegt somit hinter dem Hafen von Burgas an zweiter Stelle. Heute werden im Hafen vor allem Transitwaren für den rumänischen Markt umgeschlagen.
Um den Hafen in Warna konzentrieren sich die Werften, die in den letzten Jahren wie die anderen europäischen Konkurrenten an Kapazität eingebüßt haben. Die Werft von Warna (Bulyard) befindet sich nach mehreren Umstrukturierungen und Privatisierungen heute im Besitz des bulgarischen Unternehmens Industry Holding Bulgaria.
In der Stadt wurden bis Anfang der 1990er Dieselmotoren, elektrische Geräte, Metallwaren, Nahrungsmittel und Textilienhergestellt.
Der Tourismus trägt einen großen Anteil zum Bruttosozialprodukt in Warna bei. Die Bauwirtschaft nimmt hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung den 2. Platz ein.
Verkehr
Der Flughafen Warna ist nach den Flughäfen von Sofia und Burgas der drittwichtigste des Landes, der besonders in der Sommersaison eine große Bedeutung im Charterverkehr hat. Durch Eisenbahn- und Straßenverbindungen ist Warna mit vielen Teilen des Landes und durch Buslinien in die nähere und weitere Umgebung verbunden.
Der innerstädtische Verkehr nimmt trotz der massiven – und auch sehr stark genutzten – Entlastung durch ein gut ausgeprägtes Netz von Stadtbuslinien ständig zu, wobei vor allem der chronische Parkplatzmangel mitunter zu chaotischen Zuständen führt.
Bildungswesen
Warna besitzt mehrere Bildungseinrichtungen. Dazu gehören die Freie Universität Warna, die Medizinische Universität Warna, die Wirtschaftsuniversität Warna, die Technische Universität Warna die zivile und militärische Marineakademie und mehrere Forschungseinrichtungen unter anderem für Ozeanografie, Fischwirtschaft und Hydrodynamik. Außerdem kann man in der Stadt viele Gymnasien besuchen, darunter mehrere Fremdsprachengymnasien, in denen man Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch lernen kann. Das erste Fremdsprachengymnasium Warna ist international aktiv. Mit einigen Gymnasien, wie zum Beispiel dem BG/BRG Klosterneuburg, werden jedes Jahr Schüleraustausche durchgeführt.
Kultur und Freizeit
Sehenswürdigkeiten
Städtischer Mittelpunkt ist die Entschlafung der Gottesmutter-Kathedrale (oft auch Muttergottes-Kathedrale genannt) aus dem Jahre 1896. Unweit von ihr befindet sich der Sitz der Diözese von Warna und Weliki Preslaw der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche. Die Kathedrale ist ein monumentaler Bau mit interessanten Wandmalereien und beachtlichen Holzarbeiten im Inneren. In der Nähe der Kathedrale befindet sich ein Basar und dasMuseum des Marinemalers Georgi Welschew (1891–1955) mit einer Kollektion von 250 Bildern. Südlich liegt eine Parkanlage, in deren Südostecke sich um eine Freifläche unter anderem das Theater Stojan Batschwarow und die Staatliche Warnaer Oper gruppieren; nahebei ein schönes Wasserspiel, dessen abends angestrahlte Fontänen dann in vielen Farben sprühen.
Ein Stück weiter gegen Süden steht das Volkskundemuseum von 1860 mit seiner Schau altbulgarischer Arbeitsgeräte, Volkstrachten und Hauseinrichtungen. Südöstlich davon, in der St.-Atanas-Kirche aus dem Jahre 1838 ist eine wertvolle Ikonensammlung aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu besichtigen. Dahinter schließen sich die freigelegten römischen Thermen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. an, mit 7000 Quadratmetern die größten derBalkanhalbinsel. Das ehemals 18 Meter hohe Mineralbad enthielt mehrere von Kuppeln überdachte Säle, die mit Marmor und Mosaikplatten ausgestattet waren.
In der Nähe liegen die Byzantinischen Thermen aus dem 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr., die offenbar ohne eigene Heizung nur aus Thermalquellen gespeist wurden.
In dem sich östlich anschließenden Parkgelände befinden sich das „Neue Römische Bad“ aus dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr., das Marinemuseum (Entwicklung der bulgarischen Schifffahrt) und das Aquarium, in dem die Fauna des Schwarzen Meeres gezeigt wird. Sehr sehenswert ist weiter östlich das Archäologische Museum (ein ehemaliges Mädchen-Gymnasium) mit zahlreichen Schaustücken aus der ältesten Vergangenheit der Stadt, einem Münzkabinett und hervorragenden kunsthandwerklichen Arbeiten.
Etwas weiter steht die 1860/1861 erbaute erste bulgarische Schule von Warna mit dem Museum der Nationalen Wiedergeburt. Im Erdgeschoss sind die Baulichkeiten der Erzengel-Michael-Kirche und im Obergeschoss Exponate aus dem 17. bis 20. Jahrhundert zu besichtigen. Interessant ist auch die St.-Nikolaus-Kirche von 1866 mit einer Sammlung von Ikonen und Holzschnitzereien aus neuerer Zeit.
Sehr interessant sind auch die Museen der Geschichte von Warna, der Geschichte der Medizin, der Naturkunde, der Puppen, das Parkmuseum. Etwas außerhalb der Stadt liegen – 18 km an der alten Straße nach Sofia – die alte Felsensiedlung Pobiti Kameni und – im Naturpark Goldstrand – das Aladschakloster.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Warna sind der Uhrturm, das Planetarium, das Pantheon, das Portaldenkmal und all die reich mit Fresken und Ikonen ausgestatteten Kirchen. Zwischen dem Zentrum und der Küste liegt ein Gebiet, in dem noch heute viele alte Jugendstilfassaden zu sehen sind, teils stark vom Zahn der Zeit zerfressen, teils auch gut gepflegt und/oder renoviert.
Das „Festa Dolphinarium“ ist eine in Bulgarien beliebte Zirkusschau mit Delfinen. Es besteht seit 1984.
Vor dem Strand zog sich der so genannte „Meeresgarten“ (bulg. Morska Gradina), der seit Anfang der 1990er Jahre zunehmend bebaut ist und befahren wird. Mehreren Protesten zum Trotz will die Stadtregierung seine Fläche durch ein groß angelegtes Projekt weiter verkleinern.
In Warna finden verschiedene Festivals des Theaters, Films, der klassischen Musik, des Balletts, Jazz usw. statt. Eine Internationale Biennale der Graphik existiert ebenfalls in der Stadt (seit 1981).
Sport
In Warna fanden mehrere Europa- und Weltmeisterschaften statt, so die Turn-Weltmeisterschaften 1974, die Ringer-Weltmeisterschaften der Männer 1991 und die Ringer-Europameisterschaften 2005. Die Stadt war auch Austragungsort derSchacholympiade 1962. Im April 2010 fanden hier die Europameisterschaften im Trampolinturnen statt.
Im Titscha-Stadion ist der Fußballverein Tscherno More Warna beheimatet, der in der Saison 2009/2010 in der höchsten bulgarischen Liga spielt. Ein weiterer Verein, Spartak Warna, stieg 2009 in die Zweite Liga ab.
Politik
Gemeindegliederung
Der Stadtrat fungiert gleichzeitig als Gemeinderat und ist für die Kontrolle aller Bürgermeister der Gemeindeortschaften zuständig. Zur Gemeinde Warna (bulg. Община Варна/Obschtina Warna) gehören außerdem noch folgende Dörfer:[3]
Städtepartnerschaften
Warna unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften:
Eine Stadtteilpartnerschaft besteht seit 2003 mit dem Hamburger Bezirk Eimsbüttel.[4]