Lwiw

Lwiw (deutsch Lemberg, ) ist eine Stadt in der westlichen Ukraine, Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks Oblast Lwiw und mit rund 728.500 Einwohnern[1](Stand 1. März 2015) die siebtgrößte Stadt der Ukraine.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lwiw liegt auf der Europäischen Hauptwasserscheide, ein Hügel in der Stadt bildet die Grenze. Südlich davon fließen die Flüsse ins Schwarze Meer, nördlich davon in die Ostsee, der Fluss Poltwa (Полтва) ist kanalisiert und durchfließt die Stadt unterirdisch[2]. Die Stadt liegt etwa 80 km östlich der Grenze zu Polen und bildet das wichtigste Oberzentrum der Westukraine. Der Stadtverwaltung unterstehen neben der Stadt Lwiw mit ihren sechs Stadtrajonen noch die Stadt Wynnyky (ukrainisch Винники) sowie die beiden Siedlungen städtischen Typs Brjuchowytschi und Rudne. Die Altstadt befindet sich auf der Liste desUNESCO-Weltkulturerbes.[3]

Lwiw wird seit sehr langer Zeit vom Zusammenleben mehrerer Völker geprägt. Bis ins 20. Jahrhundert gab es neben einer polnischen Bevölkerungsmehrheit einen großen Anteil an jüdischer Bevölkerung. Der noch überschaubare ukrainische Anteil der Einwohner zog erst nach und nach aus dem Umland hinzu. Daneben gab es noch verschiedene Minderheiten, etwa deutschsprachige, bedingt durch die österreichischen Beamten oder armenische Minderheiten. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts leben in der Stadt überwiegend Ukrainer, daneben RussenWeißrussen und Polen. Die Altstadt wird von Bauwerken der Renaissance, des BarockKlassizismus und Jugendstils beherrscht. Ihr mediterraner Flair diente als Kulisse für russische Filme, die Rom oder Venedig darstellen sollten[4]. Lwiw war ein Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft 2012.

Stadtname und Sprachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 
Lemberg

Nach historischen Quellen wird angenommen, dass unter König Kasimir dem Großen das deutsche Kolonisationswerk in der Umgebung von Lwiw begründet wurde.[5] In polnisch oder lateinisch geschriebenen Urkunden taucht der Name des Ortes 1342 erstmals als Lamberg[6] auf. Weitere dokumentierte Schreibweisen sind: Lamburg (1351), in terra Lamburgensi (1364), Lamburg alias Lwow (1370), Lamburg (1396), Lemburg (1416).[7]

Aufgrund der Vielzahl von ethnischen Gruppen, die über die Jahrhunderte hier lebten und leben, gibt es verschiedensprachige Bezeichnungen für die Stadt: ukrainisch Львів (Lwiw), russisch Львов (Lwow), polnisch Lwów,jiddisch לעמבערג (Lemberg) oder לעמבעריק (Lemberik), armenisch Լվով (Lwow), ungarisch Ilyvó, deutsch Lemberg, französisch Léopol und italienisch Leopoli, beide aus dem Lateinischen: Leopolis (die Stadt des Löwen). Vor 1945 war Lemberg eine hauptsächlich polnische Sprachinsel in vorwiegend ukrainischer Umgebung, wo der Lemberger Dialekt gesprochen wurde.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beschreibung: In Blau eine goldene Mauer mit drei Zinnentürmen, davon dem höchsten in der Mitte, und einem laufenden goldenen Löwen im spitzen Torbogen.
 

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Stadt- und Regionalparlament Lwiws hat seit den Wahlen 2010 die Allukrainische Vereinigung „Swoboda“, die in Lwiw gegründet wurde, die meisten Sitze.[30] Die Partei ist generell in der Oblast Lwiw stark. Bürgermeister der Stadt ist seit 2006 Andrij Sadowyj(Samopomitsch).

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lwiw verfügt über eine relativ diversifizierte Wirtschaft. Von besonderer Bedeutung ist die IT-Industrie, die ca. 12000 Arbeitnehmer beschäftigt. Damit arbeiten rund 15 Prozent aller ukrainischen IT-Fachkräfte in der Stadt[31]. Zu den in Lwiw ansässigen IT-Konzernen gehört auch das mit etwa 4000 Mitarbeitern größte ukrainische IT-Unternehmen SoftServe. Ein weiteres Standbein ist der Tourismus. In den letzten Jahren, insbesondere im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2012, eröffneten zahlreiche neue Hotels und Restaurants in der Stadt.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altstadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 
Marktplatz
 
Der Galizische Platz gehört zur Ringstraße, die die Altstadt umgibt.

Lwiws Altstadt und die um die Wende zum 20. Jahrhundert entstandenen Quartiere in der Umgebung weisen eine von Kriegszerstörungen und nachkriegszeitlichen Eingriffen verschont gebliebene und fast einmalige geschlossene Bebauung der Renaissance, des Barocks, des Klassizismus, Historismus, Jugendstils und Art déco auf. 1998 wurde das historische Zentrum der Stadt in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO eingetragen. Begründung: „[…] Mit seiner städtischen Struktur und seiner Architektur ist Lwiw ein hervorragendes Beispiel der Verschmelzung von architektonischen und künstlerischen Traditionen Osteuropas mit denen von Italien und Deutschland. […] Die politische und wirtschaftliche Rolle von Lwiw zog eine Anzahl von ethnischen Gruppierungen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Traditionen an, die unterschiedliche aber dennoch voneinander abhängige Gemeinschaften innerhalb der Stadt bildeten, die auch noch im modernen Stadtbild erkennbar sind.“

Sakralbauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 
Sankt-Georgs-Kathedrale, im 18. und 19. Jahrhundert die Mutterkirche der Griechisch-katholischen Kirche

Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andere Bauten und Anlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 
Rathaus

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Lwiw gibt es zahlreiche Theater, Museen und Bibliotheken und die architektonisch prominente Lemberger Oper im Stadtzentrum. Die größte ukrainische Buchmesse, das Lemberger Buchforum, findet jährlich statt.

Am 28. April 2009 wurde Lwiw zur ukrainischen Kulturhauptstadt für das Jahr 2009 gewählt. Der Wettbewerb fand 2009 zum ersten Mal statt.[34]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 
Empfangsgebäude des Hauptbahnhofes (erbaut 1903)

Die Stadt besitzt einen (kleinen) internationalen Flughafen, der zur Fußball-Europameisterschaft 2012 ausgebaut und modernisiert wurde und der beispielsweise mehrmals wöchentlich von MünchenAthenPragIstanbul und Wienangeflogen wird. Der von den k.k. österreichischen Staatsbahnen errichtete und 1904 eröffnete Hauptbahnhof bildet das Zentrum des Bahnverkehrs in der gesamten Westukraine und wird im Personenverkehr aus den RichtungenMoskauBelgradBudapestWienKiewDonezk und Odessa umsteigefrei bedient.

Der öffentliche Personennahverkehr der Stadt wird mit StraßenbahnenOberleitungsbussen und Autobussen durchgeführt.[35] Ergänzend dazu stehen privatwirtschaftlich betriebene Marschrutki (Sammeltaxis) zur Verfügung. Das Straßenbahnnetz der Stadt wurde in den letzten Jahren mit finanzieller Unterstützung der EBRD grundlegend erneuert[36].

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lwiw verfügt über folgende ukrainische Hochschulen:

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Motorsport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Jahren 1930 bis 1933 fand im damals polnischen Lwów der Automobil-Grand Prix statt. Durchgeführt wurden die Rennen in folgenden Straßen: Witoskoho, Hwardijiska und Stryjska.

Die damaligen Sieger waren:

Datum Sieger Zweiter
8. September 1930 Henryk Liefeld Polen Polen
Austro-Daimler
Tadeusz Skolimowski Polen Polen
Alfa Romeo
8. Juni 1931 Hans Stuck Deutschland Deutschland
Mercedes-Benz
George Nadu Rumänien Rumänien
Bugatti
19. Juni 1932 Rudolf Caracciola Deutschland Deutschland
Alfa Romeo
Florian Schmidt Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Bugatti
11. Juni 1933 Eugen Bjørnstad Norwegen Norwegen
Alfa Romeo
Pierre Veyron Frankreich Frankreich
Bugatti

In Lwiw gibt es auch eine bedeutende Speedway-Bahn mit einem bekannten Liga-Rennclub. Hier gab es bereits entscheidende Qualifikationsläufe zur Speedway-Einzel-WM. Ukrainische Speedwayfahrer wie Andriy Karpov, Oleksandr Loktaev, Igor Marko und Vladimir Trofimov erlernten hier das Speedwayfahren.

Fußball[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lwiw war einer der vier ukrainischen Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. In der eigens für dieses Großereignis erbauten Arena Lwiw fanden drei Vorrundenspiele der Gruppe B statt.

Neben der Arena Lwiw befinden sich zwei weitere größere Sportstadien in Lwiw, nämlich das Stadion Ukrajina und das SKA-Stadion.

Erfolgreichste Fußballmannschaft der Stadt ist Karpaty Lwiw. Des Weiteren beheimatet die Stadt den FK Lwiw.

Wegen des Krieges in der Ostukraine trägt der Verein Schachtar Donezk seine Heimspiele in der Arena Lwiw aus.

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktive Partnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lwiw referenziert derzeit fünfzehn Partnerstädte[39]:

Stadt Land Jahr
Banja Luka Bosnien und Herzegowina Bosnien und Herzegowina 2004
Breslau Polen Polen 2003
Budapest Ungarn Ungarn 1993
Corning, New York Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 1987[40]
Eskilstuna Schweden Schweden 1994[41]
Freiburg im Breisgau Deutschland Deutschland 1989[42]
Krakau Polen Polen 1995
Kutaissi Georgien Georgien 2002
Łódź Polen Polen 2003
Lublin Polen Polen 2004
Novi Sad Serbien Serbien 1999
Przemyśl Polen Polen 1995
Rishon LeZion Israel Israel 1993
Rochdale Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich 1992
Rzeszów Polen Polen 1992
Samarkand Usbekistan Usbekistan 2000
Sankt Petersburg Russland Russland 2006[43]
Winnipeg Kanada Kanada 1973

Inaktive oder unbelegte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verwaltungsunterteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Stadtgemeinde zählen neben der eigentlichen Stadt, die in 6 Stadtrajone unterteilt ist auch noch die Stadt Wynnyky (Винники) und die beiden Siedlungen städtischen Typs Brjuchowytschi (Брюховичі) und Rudne (Рудне).

Die Stadtrajone sind:

  • Rajon Franko (mit den Stadtteilen Na bajkach/На байках, Bohdaniwka/Богданівка, Kulparkiw/Кульпарків/Goldberghof, Kasteliwka/Кастелівка und Wulka/Вулька)
  • Rajon Halytsch (mit den Stadtteilen Seredmistja/Середмістя, Zytadel/Цитадель, Sofijiwka/Софіївка und Snopkiw/Снопків)
  • Rajon Lytschakiw (mit den Stadtteilen Lytschakiw/Личаків/Lützenhof, Welyki Krywtschyki/Великі Кривчиці, Lysynytschi/Лисиничі, Majoriwka/Майорівка/Meier, Pohuljanka/Погулянка, Snesinnja/Знесіння, Kajserwald/Кайзервальд/Kaiserwald, Zetneriwka/Цетнерівка und Jaliwez/Ялівець)
  • Rajon Salisnyzja (mit den Stadtteilen Rjasne/Рясне, Lewandiwka/Левандівка, Bilohorschtscha/Білогорща, Klepariw/Клепарів/Klopperhof, Sknyliwok/Скнилівок, Syhniwka/Сигнівка und Bohdaniwka/Богданівка)
  • Rajon Schewtschenko (mit den Stadtteilen Holosko/Голоско, Samarstyniw/Замарстинів/Sommersteinhof, Sbojischtscha/Збоїща, Rjasne/Рясне, Klepariw/Клепарів/Klopperhof, Hawryliwka/Гаврилівка oder Pidsamtsche/Підзамче)
  • Rajon Sychiw (mit den Stadtteilen Sychiw/Сихів, Passiky/Пасіки, Pyrohiwka/Пирогівка, Koselnyky/Козельники, Bodnariwka/Боднарівка, Nowyj Lwiw/Новий Львів, Persenkiwka/Персенківка und Snopkiw/Снопків)

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klimatabelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lemberg
Klimadiagramm
J F M A M J J A S O N D
 
 
41
 
-2
-9
 
 
41
 
-1
-7
 
 
41
 
4
-3
 
 
49
 
12
3
 
 
76
 
18
8
 
 
97
 
21
11
 
 
101
 
23
13
 
 
75
 
22
12
 
 
54
 
19
9
 
 
46
 
13
4
 
 
44
 
6
0
 
 
54
 
0
-5
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Lemberg
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez    
Max. Temperatur (°C) -2,4 -1,0 3,9 12,3 18,3 21,0 23,0 21,9 18,9 12,9 5,6 -0,3 Ø 11,2
Min. Temperatur (°C) -8,7 -7,2 -3,2 2,9 8,1 10,9 12,8 12,0 8,8 4,0 0,2 -5,4 Ø 3
 
Niederschlag (mm) 41 41 41 49 76 97 101 75 54 46 44 54 Σ 719
 
Sonnenstunden (h/d) 1,8 2,7 3,9 5,4 7,8 7,7 8,1 7,4 6,0 4,6 1,7 1,5 Ø 4,9
 
Regentage (d) 9 8 10 10 11 12 11 10 9 9 10 12 Σ 121
 
Luftfeuchtigkeit (%) 85 86 81 77 72 72 74 77 78 81 89 87 Ø 79,9
 
 
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden